Taijiquan- & Qigong-Schule Lie

李氏太极拳气功学院

Atemtechnik bei Qigong und Taijiquan

Beim Unterricht und in der Praxis von Qigong und Taijiquan wird häufig die Frage gestellt: „Wie soll ich dabei atmen?“ Das ist eine berechtigte Frage. Denn sowohl bei Qigong als auch bei Taijiquan, wird die Wichtigkeit der Atmung sehr betont. Im Allgemeinen werden diese drei folgenden Atemtechniken am meisten im Qigong und Taijiquan eingesetzt:

Die häufigste empfohlene Atemtechnik ist die sog. (reguläre) Bauchatmung (Zwerchfellatmung / Fu Xi Fa 腹息法). Denn nach Ansicht der Qigong- und Taijiquan-Experten ist sie nicht nur vorteilhaft für einen guten Gasaustausch (vermehrte Ausscheidung von Kohlendioxid und vermehrte Aufnahme von Sauerstoff), sondern auch vorteilhaft, um das Qi (imaginär) zum Dan Tian (Qi-/Energie-Zentrum) im Unterleib zu führen. Das Letztere verhilft den Praktizierenden zu einem stabileren Stand.

Eine anspruchsvollere Atemtechnik ist die sog. paradoxe Bauchatmung (Ni Fu Xi Fa 逆腹息法). Bei dieser Atemtechnik wird die Bauchdecke bei der Einatmung willentlich in den Bauch hinein gesenkt bzw. gezogen und bei der Ausatmung nach vorne zurückgebracht bzw. gedrückt werden. Das Zwerchfell wird ungeachtet dessen bei der Einatmung weiterhin in den Bauchraum heruntersinken und bei der Ausatmung in den Brustkorb hinauf zurückkommen. So entsteht ein deutlicheres Druckgefälle im Bauchraum zwischen der Phase der Einatmung und der Phase der Ausatmung. Dieses Phänomen hilft einerseits den inneren Organen im Bauchraum, sich besser mit dem Blut „durchzuspülen“. So können sie die „Abfallprodukte“ des zellulären Stoffwechsels ausscheiden und sich mit vermehrten Nährstoffen und Sauerstoff versorgen. Andererseits gehen die Qigong- und Taijiquan-Experten davon aus, dass das Qi im unteren Dan Tian dadurch vermehrt und konserviert bzw. konzentriert werden kann.

Aber auch die gewöhnliche Brustatmung wird praktiziert. Hierbei wird hauptsächlich der Brustkorb (subjektiv) eingesetzt. Das Zwerchfell wird zwar nicht „bewusst“ eingesetzt, jedoch bewegt es sich nach wie vor wie oben beschrieben mit. Vergleichend zu den obigen zwei Atemtechniken sind die Wirkungen in Bereichen des Gasaustausches, der Blutversorgung, der Qi-Führung und der Konservierung / Konzentration zum bzw. im Dan Tian im Unterleib bei der Brustatmung geringer. Jedoch hat diese gewöhnliche Brustatmung den Vorteil, dass sie von den Übenden/Praktizierenden weniger Achtsamkeit verlangt. So können wir uns der Ausführung der korrekten Bewegungen voll und ganz widmen, wenn die Bewegungen der Qigong-Übungen und Taijiquan-Formen noch nicht gut aufgenommen wurden.

Daher sollen wir bei der Auswahl der Atemtechnik unter anderem folgende Punkte beachten:

  1. Wie gut/sicher kann ich die Bewegungen ausführen? Fühle ich mich dabei wohl und entspannt?
  2.  Welche Atemtechnik kann ich anwenden, ohne dass ich zu sehr von der Ausführung der Atemtechnik beansprucht werde?

Erst wenn wir uns bei der Ausführung der Bewegungen ohne nennenswerte körperliche und psychische Anspannungen sicher fühlen, können wir z. B. von der gewöhnlichen Brustatmung auf die sog. (reguläre) Bauchatmung übergehen. Die sog. paradoxe Bauchatmung sollten wir nach Erfahrung erst aufnehmen, wenn wir die Qigong-Übungen und/oder die Taijiquan-Formen über einen längeren Zeitraum unter Einsatz der sog. (regulären) Bauchatmung erfolgreich praktiziert haben.

Manches Mal ist es vorteilhafter, wenn wir die neue Atemtechnik zuerst isoliert, also ohne die Ausführung der Bewegungen, erlernen und eine Zeit lang so praktizieren. Wenn wir die Fertigkeit mit dieser neuen Atemtechnik ausreichend gesammelt haben, wird die Kombination von Bewegungen und der neuen Atemtechnik besser gelingen.

© 2017 by Foen Tjoeng Lie